SecretService2012 (Gmeiner)

5. Januar 2013 | Von | Kategorie: Meine Musik

Wir Debütanten …

Von Gisa Klönne, voc, Oliver Buslau (p, viola)

CRIMINALE 2012, Kulturschmiede Arnsberg im Sauerland, 26. April 2011: Weltpremiere der Krimi-Rockband HANDS UP! & THE SHOOTING STARS! Der Zuschauerraum füllt sich, Backstage steigt die Nervosität, vor allem bei den zwei Frischlingen unter den SYNDIKATS-Band-Mitgliedern  …

21:35 Uhr, noch 25 Minuten bis zum Auftritt

Gisa: Wir Krimiautoren sind ja von Natur aus eher still und hocken die meiste Zeit brav allein daheim vor unseren Computern und ersinnen Verbrechen, wenn wir nicht gerade eine Lesung bestreiten oder zur CRIMINALE fahren und die Bar leer trinken, um unsere monatelange Enthaltsamkeit zu kompensieren. Und dann plötzlich Rockmusik – muss das denn sein? – Natürlich nicht. Die Sache ist nur, dass ich in den letzten Jahren immer öfter gesungen habe. Alleine, zu Hause, einfach so, weil es Spaß macht. Ein paar Unterrichtsstunden folgten, vor Jahrzehnten spielte ich ja auch mal Klavier. Und offenbar bin ich mit meinem Faible für Musik in Kollegenkreisen nicht allein. Vielleicht brauchen wir Krimischreiber das ja, etwas fürs Gemüt als Ausgleich zu all dem Blut und den ganzen Leichen – das müsste mal jemand analysieren. Jedenfalls kam eines Tages nach einer CRIMINALE diese Rundmail von Arnold, ob wohl jemand Lust hätte, in einer SYNDIKATS-Band zu rocken … Aber ja, aber sicher, habe ich geantwortet. Vielleicht so als Background-Sänge- rin, denn da gebe es dieses klitzekleine Problem, dass ich im Rockstar-Metier null Erfahrung habe. Macht nichts, hieß es großzügig, das wird schon. Und nun ist ein Jahr rum und wir müssen gleich auf die Bühne und ein Konzert geben – öffentlich, vor Kollegen!! – und ich bin die Debütantin, aber nicht im Background sondern mit Sandra als Frontfrau, und eben erst habe ich gelernt, dass es bei einem Live-Gig normal ist, wenn man sich selbst und die Bandkollegen nicht mehr hören kann. Hallo?!? Ja, so ist das, wir sind zu neunt, aber allenfalls höre ich auf der Bühne vielleicht Volker und Stefan mit ‚f’, also Schlagzeug und Bass, und an letzteren  soll ich mich einfach anlehnen, also rein stimmlich, rät der Tontech- niker. Er würde mir den Bass deshalb mit einem Monitor verstärken, was kein Bildschirm ist, sondern eine Lautsprecher- box zu meinen Füßen. Und Sandra höre ich nicht?! Hilfe, Leute, wie soll das denn gehen? Wir singen doch zu zweit! – Die anderen bleiben cool. Jörg lacht, Stephan mit ‚ph’ zupft entrückt stromlose E-Gitarren-Soli. Na gut, Oliver hatte es gerade mit dem Kreislauf. Oliver spielt nämlich auch zum ersten Mal in einer Rockband, deshalb halten wir dauernd Händchen. Aber mir kommt er dennoch vor wie ein alter Hase, er improvisiert am Klavier und fiedelt auf seiner Bratsche, dass es eine Wonne ist. Klassik oder Rock, das ist doch fast dasselbe …

21:42 Uhr, noch 18 Minuten

Oliver: Fast dasselbe? Also ich hab jetzt erst mal meine Bratsche gestimmt. So ist das nämlich in der Klassikwelt, in der ich zu Hause bin: Da stimmt man sein Instrument, setzt sich hin, legt die Noten aufs Pult und fängt an. In der Rockwelt wird erst mal jahrelang geschraubt, gesteckt und verkabelt. In der Klassik gibt es, wenn nicht gerade aufgenommen wird, null Kabel, null Mikro, null Elektronik. Wenn der Strom ausfiele, könnte man sogar Mahlers Sinfonie der Tausend (sie heißt so, weil achthundert Leute mitmachen) zu Ende spielen, wenn dann nicht auch das Licht im Konzertsaal weg wäre und man nicht mehr in die Noten schauen könnte. Apropos Noten: Wie ist das gleich noch mal mit dem Solo in „Every Breath You Take“? Kommen da vier Takte Es-Dur- und F-Dur-Wechsel, bevor ich anfange, acht, oder sechzehn? Leider steht das nirgends. Das Problem ist nämlich, dass es in der Krimiband keine Noten gibt. Nur Texte mit irgendwelchen Symbolen. Alles aus dem Bauch raus, heißt es immer. Mein Bauch will aber auch wissen, ob ich jetzt gleich in Arnolds Bluesharp-Solo reinpfusche, weil ich mit meinem zu früh oder zu spät anfange, oder in welcher Tonart das Stück steht! Ich muss zugeben, mir hat das als Klassiker, der immer ganz, ganz, ganz genau nach Noten spielt, erst mal Angst ge- macht. Wo bin ich? Was tue ich? Aber dann hat es plötzlich geklappt. Es war eine Mischung aus Ritt über den Bodensee und Raketenstart. Es gelingt vor allem deswegen, weil wir so erfahrene Kollegen haben, die einen da durchziehen. Da fällt mir ein: Sag mal, Gisa, ich habe gehört, du hast dich abseits unserer Bandproben mit Sandra alleine getroffen und extra die Gesangsparts geübt. Wie habt ihr das denn gemacht, wo doch gar keine Band dabei war? Vielleicht genauso wie ich? Ich habe wochenlang „House of the Rising Sun“ in Endlosschleife und höchster Lautstärke laufen lassen und dazu auf der Bratsche improvisiert, bis ich kurz vor der Scheidung stand. Aber das war mir der Auftritt natürlich wert …

21: 51 Uhr, noch 9 Minuten

Gisa: Tja, die Partner daheim, die wurden schon strapaziert. Als wir in Sandras Wohnzimmer unsere Duette geprobt haben, war das für ihren Jürgen und ihre Tochter schon, wie sagt man das freundlich, eine Herausforderung? Jürgen hat uns aber trotzdem Paella gekocht. Dabei hatten Sandra und ich damals ja noch nicht einmal eine brauchbare Aufnahme von unserer Band als Begleitsound. Doch ich hatte bei iTunes diese Karaoke-Tracks runter geladen. Die klingen jetzt nicht direkt schön, aber so zum Proben daheim … Übrigens, Oli, verraten diese Karaoke-Tracks niemals, in welcher Tonart sie daher kommen. Ich entschied beim Downloaden also rein nach Gehör, welche Version dem Original und meiner Stimm- lage nahe kam, und unser Profi Sandra verifizierte das an ihrem E-Piano. Sie kann ja sowieso alle Instrumente der Welt spielen, so kommt es mir vor. Sie hatte auch Lautsprecher und Mikro und so merkte ich: Mit Mikro singen geht nochmal anders als ohne. Wieder in Köln habe ich mir dann selbst ein Mikro organisiert und seitdem kam mein Gesang meinem Mann irgendwie kriminell vor. Zum Glück ist er ja nicht immer zuhause… Das Krimischreiben macht doch deutlich weniger Krach. Aber längst nicht soviel Spaß. Denn was man allein für sich niemals hinbekommt, ist diese gruppendy- namische Energie, wenn man als Band gemeinsam an einem Stück arbeitet und sich eingroovt. Wobei – ohne Olivers phänomenale Ablaufpläne auf den Flipcharts wären wir, glaube ich, gescheitert. Und ohne Peters Excel-Tabellen. Was sagt eigentlich deine uralte Bratsche zu ihrer neuen Karriere, Oli? Und dann wüsste ich auch gern von Dir, ob es dieses Good-Vibrations-Gemeinsam-Live-Gefühl einer Rockband auch bei klassischen Konzerten gibt?

21: 56 Uhr, noch 4 Minuten

Oliver: Um gleich mal die letzte Frage zu beantworten: Ja, aber ganz anders. Die Stücke sind ja meist länger und formal komplexer, und wenn man dann in so einer gut halbstündigen Sinfonie sitzt, ist es eben nicht das Solo, das einen vom Hocker reißt, sondern die Stelle, wo die Holzbläser das Thema haben, dann die hohen Streicher dazukommen und, dann, dann -. jaaaaaa, die Bratschen plus Celli es übernehmen, man sich freut, dass man die sauschwere, lange geübte Stelle hinkriegt, und wenn das krönende Blech einsetzt … Und wie gesagt: immer brav nach Noten, so dass man – so lange alles klappt – weiß, wo man ist. Das hat mich auch darauf gebracht, in der Band die Sache mit den Ablaufplänen einzuführen. Die Idee war ja entgegen der Legende gar nicht von mir, sondern entweder von Stefan oder Arnold, glaube ich, aber sie kam meiner Liebe für Partituren und übersichtliches Planen sehr entgegen. Beim Krimischreiben bin ich ja auch ein Planer … Statt auf einen Dirigenten oder Noten guckte die Band beim Proben auf ein Flipchart, wo Strophen, Refrains, Vor- und Zwischenspiele mit besonderen Angaben festgehalten waren. Da steht zum Beispiel bei „Knocking on Heavens Door“: Erste Zeile – sprich Akkordschleife –  „nur Git“, zweite Runde „plus Keyboard“, dritte mit „Gesang Huuh Huuh Huuh“, vierte mit „Drums+Bass“, und dann (endlich) mit Liedtext (natürlich inklusive aller). Bei diesem Lied – wie bei den meisten – habe ich Keyboard gespielt, aber mir ist klar, dass die beiden Bratschennummern im Programm eher auffallen. Ich freue mich, dass ich derjenige sein darf, der meine treue Viola in ihrer wahrscheinlich mehr als 100- jährigen Geschichte als erster an die Rockmusik heranführt. Das Instrument ist sicher bis zu unserem Auftritt noch nie mit Verstärker auf einer Bühne gewesen und hat auch noch nie „gerockt“. So esoterisch das jetzt klingt: So ein Instru- ment hat ein Eigenleben, kann bockig oder willig sein und hat eine eigene Art mit dem, der es spielt, zu kommunizieren. Bockig ist die Bratsche nicht. Es gefällt ihr, diese für sie neue Richtung einzuschlagen. Wie mir selbst ja auch. Und in einem hast du absolut recht, Gisa: Wenn doch das Krimischreiben auch so direkt von Spaß und Erfolg gekrönt wäre … Na ja, Erfolg … Mal sehen, was das Publikum sagt.

 Arnsberg, 26. April 2012. Klatschen, Johlen aus dem Zuschauerraum.

21:59 Uhr, noch 1 Minute.

Oliver: Ich glaub, ich stimme noch mal durch …

Gisa: Und ich muss noch mal aufs Klo! Aber wieso kommt denn der Jörg jetzt mit Handschellen und zerrt uns auf die Bühne und das Licht geht an und – Hilfe, wir sind dran, wir sind live, wir sind HANDS UP!, Baby, Hands Up! …

The Academy of Bad Fredeburg in the Fields proudly presents:

The Making of Hands Up! & The Shooting Stars

Wie lauten die letzten Worte des Schlagzeugers, bevor er die Band verlassen muss?

„Lasst uns doch mal einen von meinen Songs spielen!“

Volker Bleeck (Schlagzeuger)

Fast genauso war’s …

Die Geschichte der ersten Krimiautorenband des Syndikats ist eine Geschichte voller Missverständnisse: Zunächst war der Zusammenschluss musikaffiner Krimiautoren nämlich als reine Maßnahme gegen Vereinsamung gedacht. Krimi- autoren, deren soziale Kontakte bislang einzig aus dem SYNDIKAT-Newsletter, amazon-Werbemails und elektronischen Aufforderungen zur kurzfristigen Überweisung namhafter Geldbeträge an afrikanische Prinzregenten im Exil, iranische Diplomaten auf der Flucht oder Allah höchstselbst bestanden, konnten nun frohgemut jeden Tag ihr Postfach mit dem beruhigenden Wissen öffnen, mindestens 27 (in Worten: siebenundzwanzig) neue Emails vorzufinden. So erforderte allein die auf diesem Wege durchgeführte Abstimmung über Termine, Songs, Bandnamen, Bühnenoutfit und -strategie (Kardinalfrage: „Wie gehen wir auf die Bühne?“) etliches an Elektropost, was auch daran gelegen haben mag, dass manche / r das Prinzip des „Allen antworten“-Buttons eher suboptimal durchdrungen hatte.

Die Protagonisten, wo sie herkommen, was sie ausmacht:

Sandra Lüpkes, Münster – Gesang, Trompete, Moderation, allgemeine Ansagen

Gisa Klönne, Köln – Gesang, Orientierung, Moderation, Gruppenmoral

Jörg Schmitt-Kilian, Koblenz – Gitarre, Gesang, Bühnendeko

Oliver Buslau, Bergisch-Gladbach – Bratsche, Klavier, leichte Panik

,Peter’ Demant, Rösrath – Orgel, Baseballkappe, allgemeines Verharren

Arnold Küsters, Mönchengladbach – Blues-Harp, Percussion, musikalische Auswege

Heinrich-Stefan Noelke, Versmold – Bass, Organisation, technical advisor

Stephan Everling, Eifel – Stromgitarre, leichte Verwirrung, spontanes Einsteigen

Volker Bleeck, Hamburg – Schlagzeug, allgemeine Sortierung

Kirsten Pütter, Hamburg – Fotos, Flyer, Farbabstimmung (Banner)

Am Anfang war … der Aufruf im Newsletter des SYNDIKATs: „Lebendige Rockmusiker gesucht“.

Sommer 2011: Im Vorfeld der ersten Probe

Per Mail eingereichte Songvorschläge trudeln ein, erster Zwischenstand: rund 60 Titel, nur wenige davon aus der Zeit nach dem Mauerfall.

Die ursprüngliche Idee, nur Titel mit Krimibezug auszuwählen, führt zu höchst kreativem Auslegen der Inhalte. Ist nicht eigentlich jeder Song eine Sache auf Leben und Tod? Nach diesen Definitionen hätten wohl auch Lieder wie „Herzilein“ (die Textzeile „Du musst nicht traurig sein …“ deutet auf Kapitalverbrechen) oder „Verdammt, ich lieb Dich“ (Trennung + häusliche Gewalt) eine Chance, werden aber zum Glück nicht mal in Erwägung gezogen.

Auch die Vorschläge für den Bandnamen orientieren sich am Krimisujet, von „Syndikater“ (analog zu „Syndicats“) bis M.S.I. (für „Music Scene Investigation“). Es gibt erstaunlich viele verkappte Lateiner („In Dubio Pro Reo“, „Corpus Delicti“, „Modus Operandi“), bei manchem Beitrag fehlt der Bezug („Peter und die Zwölf“), bei anderen ist er überdeutlich („Schwere Kindheit“, „Freunde der italienischen Oper“). Ein Schreibfehler macht aus „Begnadigte Körper“ das vielleicht sogar passendere „Begradigte Körper“.

2./3./4. Dezember 2011: Exile on Johannes-Hummel-Weg

Das erste Probenwochenende in Bad Fredeburg. Schlechter Start: Einige Bandmitglieder werden von ihren Navis in die falsche Richtung geführt. Kurz vor der Akademie behaupten die Geräte einstimmig, man befinde sich in einer Sackgasse. Ob sich das nur auf die aktuelle Position, das Bandunternehmen an sich oder die Existenz als Krimiautor generell bezieht, bleibt offen.

Am Empfang ein Plakat zur Begrüßung: „Kriminalorchester Demant“. Auch nicht schlecht, aber bereits am ersten Tag wird in einer Mischung aus Schnickschnackschnuck und Armdrücken über den Bandnamen entschieden und er lautet: „Hands Up! And The Shooting Stars“, kurz: HUATSS. (Gesundheit)

Der „Proberaum“ hat nicht nur die Größe einer Aula, es ist eine Aula. Die Instrumente sind in eine Ecke gepfercht, trotzdem ist das Schlagzeug weit genug vom Flügel entfernt, um einen berittenen Depeschendienst für die Überbringung von Songänderungen einzurichten. Arnold schlägt Rauchzeichen oder Signalflaggen  vor.
Der erste Song. Die gute Nachricht: Alle Musiker beherrschen ihr Instrument. Die schlechte: Alle Musiker spielen auch ständig ihr Instrument. Immer. Alle.

Das nächste Problem: Oliver, Bratschist, klassischer Pianist und Musikwissenschaftler, meint, er könne ohne Noten nicht spielen. Die restlichen Musiker haben zwar von Noten gerüchteweise schon gehört, wollen sich aber nach all den Jahren nicht mehr verunsichern lassen.

Peter fragt: „Wie gehen wir eigentlich auf die Bühne?“

„Every Breath …“ erweist sich als Knackpunkt. Irgendwie will’s nicht laufen. Arnold schlägt schließlich vor, das Stück ganz reduziert nur mit Bratsche, Bass, Schlagzeug und Gesang zu versuchen. Das Ergebnis ist atemberaubend.

God Gave Rock ’n’ Vollpension to Ya

Der Gong zum Abendessen ertönt. Die Musiker begeben sich in geordneter Reihe in den Speisesaal, natürlich ist ein Tisch reserviert, für das „Kriminalorchester Demant“. Es gibt Toast Hawaii, für viele zum ersten Mal seit der Währungsreform. Die nächsten Probentage sind demnach vor allem von der peniblen Einhaltung der Essenszeiten bestimmt. So wird zwischen Mittag- und Abendessen nachmittags noch Kaffee & Kuchen gereicht, alles zu bequemen Altersheimzeiten. Man beginnt an der Legende eines feuchten Bunkerproberaums mit Ratten, Flöhen und serbischem Feuertopf auf windschiefem Gaskocher zu stricken.

Weitere Probenaktivität: Die Abfolge der Stücke muss koordiniert werden. Ein Flipchart wird installiert, auf dem jeder Songablauf schriftlich festgehalten werden kann. Aus Angst vor der erneut stark gefährdeten street credibility soll Oliver eine musikhistorische Recherche starten, die schlüssig nachweist, dass auch die Rolling Stones und/oder Sex Pistols einst mit Flipcharts und festen Essenszeiten gearbeitet haben.

Peter fragt: „Wie gehen wir auf die Bühne?“

Der Betreuer des angrenzend übenden Konzertgitarrenorchesters (weiblich, Durchschnittsalter: 13 bis 13½) bringt regelmäßig Teller mit Adventsgebäck vorbei, die gern angenommen werden. Auch das ist Rock’n’Roll, heißt es.

30./31. März/1. April 2012: Keep on Rockin’ in Bad Fredeburg

Die Song-Liste steht. Anfangen will man („als Schockeinlage“) mit dem beinahe unerträglichen Eighties-Schunkler „Hands Up“. Vor dem (hoffentlich) furiosen Abschluss mit „Knocking on Heaven’s Door“ soll außerdem der von vielen im Vorfeld favorisierte BAP-Klassiker „Verdamp lang her“ gespielt werden. Jörg hat einen neuen Text geschrieben, umgedichtet auf Criminale und Krimiautoren-Belange. Nach einigen Versuchen und anschließender Diskussion schlagen Jörg und Gisa vor, den Text ins Hochdeutsche zu übertragen, der besseren Verständlichkeit wegen. Ein Teil der Band unterstützt den Vorschlag, ein paar sind unentschlossen, andere schlicht überrascht, dass es sich dabei überhaupt um Deutsch gehandelt haben soll. Man hatte vermutet, Jörg habe in einer aus seiner Zeit als Drogenfahnder übernommenen Geheimsprache (aus dem Rotwelsch?) gesungen.

Peter fragt: „Wie gehen wir auf die Bühne?“

Werbemaßnahmen: Für den von Kirsten gestalteten Flyer soll jede Autorin und jeder Autor eine möglichst schräge Biografie schreiben, die später auch auf der Website stehen wird. Die Ankündigung einer korrigierenden Schlussre- daktion führt zum Shitstorm unter den im Kampf mit Verlag und Lektorat gestählten Autorenseelen. Die Diskussion über ein falsch gesetztes Komma zieht sich über Wochen, da es vom betroffenen Autor als „künstlerisch notwendig“ und „werkimmanent“ erachtet wird. Die Streitfrage kann erst durch einen Anruf bei Bastian Sick beantwortet werden.

26. April 2012, Kulturschmiede Arnsberg, 22 Uhr: For Those About to Rock ’n’ Read!

Integriert in den Songablauf liest Oliver seine Kurzgeschichte. Im Vorfeld war die Frage aufgetaucht, ob die restlichen Musiker nicht bei ihren Instrumenten bleiben sollten, auch zur moralischen Unterstützung, was allgemein begrüßt wird.

Peter fragt: „Wie gehen wir von der Bühne?“

Bei der Lesung verlassen dann konsequent alle die Bühne – bis auf Peter, der wie immer keine Antwort bekam, und Volker, dem keiner der Musiker Bescheid gesagt hat.

Nach dem Gig ist vor der Probe

Der Auftritt ist ein Hit! Noch während der Criminale 2012 kündigen sich Anschlussgigs an: Im September „Crime Cologne“ im Rheinauhafen, Köln, an Halloween „Mord am Hellweg“ in der Rohrmeisterei, Schwerte, und im April 2013 bei der nächsten Criminale in Bern. Die ersten Abstimmungen über Programm, Probenwochenenden und allgemeine Präventivmaßnahmen laufen an. In nicht mal dreistelligen Mailwechseln wird ein Probenwochenende Mitte November in Bad Fredeburg anberaumt (kulinarisch hofft man auf Strammen Max). Die Idee, jeder solle ein Stück vorschlagen, egal welches, wird begeistert aufgenommen – und geht voll in die Hose. Eine erste Liste wird komplett ignoriert, neue Song- vorschläge laufen im Stundentakt ein. So findet man wieder täglich gefühlt siebenundzwanzig neue Mails in seinem Post- fach und fühlt sich irgendwie geborgen.

 

 

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